Der Brunnenvergifter

Ein Stierhirt merkte, daß sein Vieh allemal wieder einen gewissen Brunn aufsuchte, der nicht weit vom Teufelsee aufging, und daß die Stiere gelüstig daraus soffen und davon schön glatt und stark wurden. Einmal kostete der Hirt von dem Brunn, da war es ein Salzbrunn, und wie er im selben Wasser seine Erdäpfel kochte, überkrusteten sie sich mit Salz. Jetzt verriet der Hirt die wunderbare Quelle dem Hafenbrädl, der ein großer Glasherr war in Eisenstein. Der Hafenbrädl fürchtete, die Wälder würden künftig für ein Sudwerk abgehackt werden und da würde er für seine Glashütte kein Holz mehr kriegen, drum schüttete er in die Quelle eine Flasche Quecksilber und vergiftete sie, und der Salzbrunn ging ein. Der Stierhüter schwur, er wolle nichts davon verraten, und dafür zahlte ihm der Hafenbrädl hundert Silberzwanziger. Es kam aber dennoch ans Licht, und heute noch sagen die alten Leute in Eisenstein: "Der Graf hat den Salzbrunn vergeben."

Quelle: Hans Watzlik, Böhmerwald-Sagen, Budweis 1921 (Böhmerwalder Dorfbücher, 5. Heft)