Der Jungfernturm auf der Burg Devín

In den alten Zeiten entführte Ritter Mikuláš, Herr der Burg Devín, die reiche und schöne Margarete aus Kärnten. Noch bevor der Hochzeit stattfand, war Margaretes Onkel Rafael, Abt aus Isenburg auf der Burg angekommen. Seine Bewaffneten bemächtigten sich des jungen Mädels, setzten es auf ein Pferd und kehrten nach Kärnten zurück. Der Ritter Mikuláš erreichte sie und nach einem Kampf gewann er seine Geliebte wieder.

Nach der Rückkehr auf die Burg Devín bereitete man die Hochzeit vor. Sobald sagten sich die Liebenden ihr „ja“ in der Burgkapelle, klirrten Waffen erneut auf dem Burghof. Onkel Rafael betrog die Wacht und brach erneut in die Burg herein. Seine Kämpfer hatten die Überzahl und zwangen den Ritter, sich in den schlanken Turm auf dem getrennten Felsen zurückzuziehen. Als er im ungleichen Kampf starb, sprang seine junge Braut vor Trauer in die Donau hinunter und brachte sich um. Der schlanke kleine Turm auf dem einsamen Felsen wird seit dieser Zeit Jungfernturm genannt.

Der Jungfernturm auf der Burgruine Devín (Theben)

Die Burgruine Devín (in der Umgebung von Bratislava) liegt am Felsen über dem Zusammenfluss der Flüsse Morava (die March) und Dunaj (die Donau). Sie gehört zu den bedeutenden Denkmälern der slowakischen Vergangenheit. Die ehemalige Burg verfügte schon immer über eine außerordentlich vorteilhafte strategische Lage, von der schon alte Römer und Kelten wussten. Die alten Slawen gründeten an diesem Felsen eine mächtige Festung, die seit dem Jahr 864 unter dem Namen Dowina urkundlich belegt ist. Der Name durfte vom slowakischen Wort „deva“ (Mädchen, Magd; dann Devas Burg) abgeleitet werden. Während der Zeit von Großmähren (bekannt als auch Mojmiridisches Mähren) war die Festung Devín ein wichtiger Verteidigungspunkt gegen die Expansion des Frankenreiches.

Im Jahr 1460 war die Burg Devín im Besitz der Grafen aus Svätý Jur (Sankt Georgen) und Pezinok (Bösing), die südlich vom Hauptfelsen, wo jetzt die meisten Burgruinen stehen, an einem einsamen, selbständig stehenden Felsen einen Wachtturm bauten. Dieser Wachtturm wird Jungfernturm genannt.

Die Burg wurde von den Napoleon-Truppen stark zerstört, die im Jahr 1809 die obere Burg in die Luft sprengten.

Die Burgruine Devín spielte immer eine wichtige Rolle in der Nationalbewegung der Slowaken, besonders in den Zeiten der harten Magyarisierung (bis 1918). Die Tradition der nationalen Wallfahrten auf die Burgruine wurde am 24. April 1836 von Ľudovít Štúr (1815, Uhrovec, heute Slowakei – 1856 Modra, Slowakei; eine herausragende Persönlichkeit der slowakischen Nationalbewegung, Philologe, Schriftsteller und Politiker, kodifizierte die Grundlagen der heutigen slowakischen Schriftsprache) und seinen Gefährten begründet, die an diesem Tag auf den Burgfelsen Devín gestiegen waren.

Übersetzt nach der Quelle: Devín. Panenská veža na Devíne von Jana Judinyová. In: Moravčík Štefan. 2004. Povesti o hradoch.  Vydavateľstvo Matice slovenskej. ISBN 80-969221-6-5. S. 52, 56

E-Mail Zusendung von Jana Judinyová, August 2025.