Der Kirchenbau von Zug
Als man in der stark befestigten Stadt Zug die alte Michaelskirche am
Abhang des Zugerberges baute, sei ein eigenartiges Erlebnis den baufreudigen
Bürgern zuteil geworden. Es habe der Plan bestanden, die Kirche zu
Ehren des großen Engels und Gottesstreiters Sankt Michael auf die
Wiese neben dem dickbauchigen Pulverturm zu bauen. Die Fuhrleute führten
in freiwilligen Frondiensten die Bausteine auf diesen Platz, und wenn
am Morgen die Bauleute erschienen, waren die Steine und das Holz weiter
bergwärts getragen worden. Dieses seltene Ereignis sei immer und
immer wieder vorgekommen und die Gemeindeversammlung habe daraufhin beschlossen,
die St. Michaelskirche auf diesem höhergelegenen Platz zu erstellen.
Nach einer frommen Überlieferung sollen Engel die Bausteine weiter
hinaufgetragen haben, damit ihr himmlischer Heerführer, Sankt Michael,
als getreuer Hüter von Stadt und Land Zug, einen Ehrensitz bekomme,
der weithinaus über den See schaue. Nach einer andern Erzählung
sollen aber die pfarrgenössigen Bauern vom Zugerberg die nächtliche
Transportarbeit geleistet haben, daß die Kirche weiter bergwärts
komme und ihr sonntäglicher Kirchweg abgekürzt würde.
Quelle: Hans Koch, Zuger Sagen und Legenden, Zug 1955, S. 19