Der Bischof zu Cham
Es war um das Jahr 1000 nach Christus, da pilgerte ein frommer Bischof aus den fernen Niederlanden nach dem Finstern Walde, zu der Gnadenstätte Unserer Lieben Frau. Nach dem Besuch dieses großen Gnadenortes wollte er weiter zu den Heiligtümern im ewigen Rom und im fernen Spanien ziehen.
Müde von der weiten, beschwerlichen Reise, ruhte der Bischof mit
seinem Begleiter in Cham aus. Der hohe Kirchenfürst litt an einer
bösen Krankheit, und diese plagte ihn gar sehr, so daß er einige
Tage in Cham verblieb. Eines Morgens begab er sich in die Kirche, um dem
Herrn das heilige Meßopfer darzubringen. Nach der heiligen Messe
wollte er noch Wasser segnen, um die Gläubigen damit zu besprengen.
Wie er sich zur Weihe anschickte, sank er plötzlich nieder und starb,
angetan mit den hl. Meßgewändern an den Stufen des Altars.
Die frommen Chamer gaben dem Toten eine Ruhestätte in ihrer Kirche
und bald wurde sein Grab zu einer Wallfahrtsstätte. Und sein letztes
Meßgewand ist heute noch erhalten und auf das steinerne Grab in
der Chamer Pfarrkirche legt man Hemdchen von kranken Kindern, um sie segnen
zu lassen.
Quelle: Hans Koch, Zuger Sagen und Legenden, Zug 1955, S. 13