387. Der Züsler.

Der alte Spörri, gestorben im Anfang des 19. Jahrhunderts, hatte einen Reckzug, fünf Pferde zum Hinaufschleppen der Schiffe aus dem Zürichsee durch die Linth in den Wallenstadtersee, und konnte daher seine Pferde erst in der Nacht füttern. Sie waren in Baschelis Weid untergebracht, wo er bei seiner Beschäftigung oft einen Züsler sah. Einmal etwas betrunken, rief er ihm zu: "Jetzt, Züsler, komm, mir zu zünden; ich habe es notwendig!" Der Züsler kam.  Gefragt, was ihm fehle, antwortete er: "Ich habe einmal einen Stein aus dem Walde in deine Weid hinuntergelassen und kann nicht zur Ruhe kommen, bis er wieder an seinem frühern Platze ist." Der alte Spörri aber sagte: "Ich will dir alles verziehen haben und den Stein wieder an seinen frühern Platz bringen," worauf ihm der Züsler die Hand bieten wollte. Der alte Sporn streckte ihm aber statt der Hand eine Schindel entgegen, und als er diese nachher betrachtete, waren die Abzeichen von Fingern eingebrannt.

Der Stein wurde an den Ort gebracht, und der Züsler kam nie mehr zum Vorschein.                     
Dr. J. K. Wilhelm. (Bei Natsch.)

Es läßt sich nicht mehr sicher feststellen, welcher Gemeinde des Linthgebietes diese Sage zuzuteilen ist. Doch war Benken und ist noch der eigentliche Sitz der Reckerei.

Quelle: Sagen des Kantons St. Gallen, Jakob Kuoni, St. Gallen 1903, Nr. 387, S. 223
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