289. Von den wilden Leuten
Im Untertal, dem vorgletscherzeitlichen Tal des Schilz, unter dem großen
Gufel, lebten einst wilde Leute, Sie taten niemand etwas zu leid und führten
ein armseliges Leben. Eine Grohbergerin gab ihnen hie und da zu essen
und tat ihnen überhaupt Gutes. Da bot ihr das wilde Weiblein einmal
in seinem Schößlein braune Blätter an. Um den Leuten nicht
weh zu tun, nahm die Grotzbergerin die Blätter, obgleich sie dieselben
nur für Bettlaub hielt. Auf dem Heimweg ließ sie die Blätter
fallen. Eines blieb an der Schürze hängen. Als sie es daheim
näher anschaute, war es Gold.
J. B. Stoop
Quelle: Sagen des Kantons St. Gallen,
Jakob Kuoni, St. Gallen 1903, Nr. 289, S. 160
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Irene Bosshard, August 2005.