338. Verwandlung der Kohlen in Gold

Eine Frau ging aus dem Dorfe Flums nach dem am Großberg bei der St. Jakobskapelle gelegenen Hause. Auf dem Wege begegnete ihr eine schöne Jungfrau, die ihr eine Schürze voll Kohlen anerbot. Die Frau lachte vorerst und schlug die Kohlen rundweg ab; endlich steckte sie doch einige zu sich. Bitterlich weinte die Jungfrau, da sie ihren Wunsch nicht erfüllt sah.

Als die Frau nach Hause kam, warf sie die Kohlen auf den Herd, und steh, sie verwandelten sich in lauteres Gold. Jetzt gereute es die Frau, nicht alle Kohlen genommen zu haben. Schnell kehrte sie wieder an den Ort der Begegnung zurück. Aber die Jungfrau war und blieb verschwunden. Hätte die Frau den Wunsch der Armen erfüllt, so hätte wahrscheinlich für diese die Stunde der Erlösung geschlagen.
A. Sprenger

Quelle: Sagen des Kantons St. Gallen, Jakob Kuoni, St. Gallen 1903, Nr. 338, S. 189
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Irene Bosshard, September 2005.