330. Das Gwelb

Der gewöhnliche Verbindungsweg zwischen Großberg und Kleinberg, welche das tiefe Schilztobel trennt, führte früher über die hintere Naturbrücke, das Gwelb.

Von der Kleinbergerseite stieg man durch eine Leiter auf dasselbe hinab. Der Weg wurde namentlich von den Ledigen zu nächtlichen „Stubetegängen" benutzt.

Einmal ging ein Großberger, der am Kleinberg bei der „Stubete" gewesen, allein beim. Er stieß beim Gwelb mit dem Fuße an einen weichen Gegenstand, wie an ein Bündel Kleider. Dann verlor er das Bewußtsein. Am Morgen beim Betläuten erwachte er in der Halde, auf dem Stegenbrückli. Wie er vom Gwelb weg heimgekommen, davon hatte er keine Ahnung.
J. B. Stoop

Quelle: Sagen des Kantons St. Gallen, Jakob Kuoni, St. Gallen 1903, Nr. 330, S. 183
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Irene Bosshard, September 2005.