379. Das St. Gall-Weibchen

Im Dorfe Schänis steht der alte Heidenturm; die dazugehörende Kirche, ist 1824 abgebrannt. Der Rasenplatz davor ist der alte Gottesacker, Da sieht man in der Fronfastenzeit das St. Gall-Weibchen.

Ein Fuhrmann hielt einst bei der nahen Schmiede, um seine Pferde beschlagen zu lassen. Da hörte er von dem Weibchen. Er war herzhaft genug und wollte mit ihm Bekanntschaft machen. Mit einem Licht ging er in die Kirche. Da fand er zwar das Weibchen nicht, wohl aber einen „Kratten" voll Roßnägel. Er nahm zwei davon, die sich bald hernach in Taler verwandelten. Er ging zurück, um auch die andern noch zu holen; aber der „Kratten" war unterdessen verschwunden.
Nach Dr. Henne-Am Rhyn

Quelle: Sagen des Kantons St. Gallen, Jakob Kuoni, St. Gallen 1903, Nr. 379, S. 217
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Irene Bosshard, Juni 2005.