226. Die Einladung

Ein anderer hörte dreimal seinen Namen rufen und trat vor die Hütte, Da hörte er den gleichen Ruf, aber aus weiter Entfernung. Er ging dem Rufe nach und kam auf den ebenen Boden des Hexenbühels. Heller Lichterglanz leuchtete in die Nacht hinaus; bei wunderschöner Musik schwangen sich auf dem Rasen wilde Gestalten in wllem Tanze, und an einem langen, reichbesetzten Tische sieht er eine Reihe schwarzgekleideter Gestalten mit bleichen Gesichtern sitzen, die ihn wiederholt zum Essen einladen. "Vor dem Essen", denkt er, "muß man beten," und er tut es. Dann will er sich an die Tafel setzen und sagt zu dem Nächsten: "Gott gsegn' es!" Da starren ihn die bleichen Gesichter an, und verschwunden ist alles. Durch die finstere Nacht kehrt der Jäger wieder zur Hütte zurück.
F. W. Sprecher, Jahrbuch d. Schw. Alpenklub.

Quelle: Sagen des Kantons St. Gallen, Jakob Kuoni, St. Gallen 1903, Nr. 226, S. 112
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Irene Bosshard, Juni 2005.