Die Eisenriet-Geiss (d´Isariadgoass)



Es war einmal vor vielen Jahren als ein Schornsteinfeger aus der Nachbargemeinde in unserer Gegend zu tun hatte. Immer wenn er ein wenig zu tief ins Glas geschaut hatte, fing er an den Herrgott zu verfluchen. Seine
Seele war darum so schwarz wie sein Anzug. So sass er eines Abends wieder zu lange in der Wirtschaft und trank ein Glas über den Durst. Draussen dämmerte schon die Nacht. Aber auf einmal wollte er doch den Heimweg antreten. Der Weg führte damals auf dem Kreuzdamm mitten durch das Eisenriet. „Mit solch wackligen Beinen solltest du hier in Montlingen übernachten,“ sagten die anderen Gäste, „nachts ist es gefährlich im Riet.“

„Ich werde doch nicht hier übernachten,“ brüstete er sich, “ich hab keine Angst im Dunkel durchs Riet zu gehen, nicht einmal wenn mir der Leibhaftige begegnen würde.“ Alle guten Ratschläge fruchteten nichts und er torkelte in Richtung Riet davon.

Als er ein Stück weit gegangen war, sah er auf einmal eine schneeweisse Geiss vor sich stehen. „Was, du willst mir den Weg versperren.“ rief er dem Tier zu. Er schlug mit seinem russigen Besen wild um sich, bis die weisse Geiss im Dunkel des Eisenriets verschwand. Kaum war er Spuk vorbei, versperrte ihm auf einmal ein alter grimmig dreinschauender Geissbock den Weg. Das Tier sah so furchterregend aus, dass es sogar dem
"schwarzen Mann" kalt den Rücken runter lief. „Sakrament,“ sagte er ganz ängstlich, „Das könnte am Ende doch der Teufel sein.“ Wie verrückt fängt das Vieh mit den Hufen zu scharren an, rannte auf den verdutzten Mann los und nahm ihn auf die Hörner. Der Schornsteinfeger schrie so laut, dass man es sogar in Montlingen hören konnte. Als die Leute das Schreien hörten liefen sie schnell zu der Stelle, wo sie den Kaminfeger vermuteten, und wirklich als sie in der Letzau ankamen fanden sie nur noch ein paar schwarze Fetzen und eine Leiter. Noch heute rufen die Mütter in Montlingen den Kindern beim einnachten, „Kommt schnell nach Hause, sonst erwischt euch die Eisenriet-Geiss“.

Quelle: Email-Zusendung 16. November 2006 von Alex Steiger aus Oberriet, der die Sage im Dorf Montlingen und in ähnlicher Form auch in Oberriet (dort d´Riatligoass) kennt.