DER REICHE BAUER IN NIEDERGAIL

Vor alter Zeit war das Lesachtal noch von Urwald bedeckt, in dem Bären, Wölfe und andere wilde Tiere hausten. In dieser Wildnis wagten sich nicht viele Leute anzusiedeln. In der Einsamkeit von Niedergail lebte damals ein reicher Bauer. Wenn er einen Weg machen musste, ritt er meist auf einem Pferd, das mit silbernen Hufeisen beschlagen war. Eines Tages ritt er nach Liesing, verspätete sich dort jedoch sehr, sodass er erst am Abend in die Nähe seines Hauses gelangte. Auf einmal blieb sein Pferd stehen und war nicht mehr von der Stelle zu bringen.

Vorne am Weg gewahrte der Bauer eine lichte Gefahr, die das Pferd nicht weitergehen ließ. In seiner Angst gelobte der Bauer, der sich sonst wenig um Gott zu kümmern pflegte, die auf seinem Grund stehende Kapelle, die schon zu verfallen drohte, wieder aufzubauen. Da verschwand die Spukgestalt, und das Pferd rannte im Galopp nach Hause.

Der Bauer hielt sein Gelöbnis treu und richtete die Kapelle her. In ihr ist heute das Bild "Maria Hilf" zu sehen.


Quelle: Sagen und Geschichten aus dem Lesachtal, gesammelt und niedergeschrieben von den Schülern der 2. Klasse der Hauptschule Lesachtal Schuljahr 2000/2001, unter den Anleitungen von Hans Guggenberger und Edith Unterguggenberger