DER ALTE HÄUSLER

Der alte Häuslerbauer war ein furchtbar starker Mann.

Eines Tages ging er mit einem Eisenstecken auf die Bärenjagd. Im Wald oberhalb des Tuffbades bei St. Lorenzen waren zwei Bärenhöhlen. Es dauerte auch nicht lange, so begegnete ihm ein Bär. Der Bauer schlug ihm mit seinem Eisenstecken auf den Rücken, dass der Bär ergrimmte und den kecken Mann in seine Tatzen schloss. Aber der Häusler schlug ihn mit seiner Waffe tot und trug ihn dann nach Hause.

Der alte Häusler

Am nächsten Tag, es war schon schöne Sommerzeit, war er mit Heurechen beschäftigt, als ein Gewitter heranzog. Alles beeilte sich, um das Heu trocken unters Dach zu bringen. Der alte Häusler aber raffte es zu einem großen Ballen zusammen und warf es in die Heuhütte. In der Eile hatte er übersehen, dass sich eine Ziege im Heu befunden hatte. Die Leute, denen sie gehörte, vermissten sie abends, wussten aber nicht, wo sie hingekommen war. Als man im Winter, wie es üblich ist, das Heu von der Hütte heimführte, kam die Ziege wieder zum Vorschein. Aber nicht nur sie allein, es waren noch zwei junge Zicklein dabei. Sie hatten im Heu gehaust und dort ein großes Loch ausgefressen.

Einmal musste der Häusler ins Drautal "wirken" *) gehen und hielt sich dort einige Wochen auf. Auf dem Heim-wege sah er in der Nähe seines Dorfes oberhalb des Weges zehn Männer, die sich abmühten, einen großen Baumstamm nach Hause zu tragen, ohne recht weiterzukommen. Der Häusler war gleich zur Stelle, hieß die zehn Männer Platz machen und trug den Baumstamm allein zu dem Hause, wo sie ihn haben wollten.

*) wirken: Leinen weben

Quelle: Sagen und Geschichten aus dem Lesachtal, gesammelt und niedergeschrieben von den Schülern der 2. Klasse der Hauptschule Lesachtal Schuljahr 2000/2001, unter den Anleitungen von Hans Guggenberger und Edith Unterguggenberger