Die Johannisfeuer
Dem Prediger Johannes feindlich gesinnte Leute gingen
eines Abends aus, den grimmig gehaßten Bußprediger Johannes
den Täufer in der Wüste zu fangen, und verabredeten sich, wer
ihn zuerst finde, soll ein Feuer anzünden, um durch dieses Zeichen
die übrigen Verfolger zur Hilfe herbeizurufen. Als nun einer den
verwünschten Strafprediger gefunden hatte und ein Feuer anzündete,
flammten in der ganzen Gegend um und um Feuer auf, sodaß sie wieder
nicht wußten, wohin sie sich wenden sollten. Also wurde der heilige
Johannes wunderbar gerettet. Zum frommen Gedenken dessen brennt das Volk
seither die Johannisfeuer, welche auch Sunnawendfeuer genannt werden.
Bei St. Polten glaubt man, der heilige Johannes habe während der
Taufe im Jordan eine brennende Kerze getragen. Daran erkannten ihn seine
Verfolger. Als sie ihn ergreifen wollten, sahen sie plötzlich eine
Menge Lichter und wurden dadurch irre geleitet. Zum Andenken daran werden
die Johannisfeuer gebrannt.
Der Johannistag ist der 24. Juni.
(Anmerkung von Pfarrer Leeb:
Da der Sunnawendfeuer-Mann einen breiten Hut trägt, einen Schimmel
reitet und den Regen und den Wind macht wie Wotan, ist es klar, daß
die Sonnenwendfeuer in der Heidenzeit dem Wotan galten. Die christliche
Umdeutung der Sonnwendfeuer in Johannisfeuer ging aus der Gleichzeitigkeit
des heidnischen Festes der Sommersonnenwende mit dem christlichen Feste
des heiligen Johannes, des Herolds des Lichtes der Welt, hervor.)
Quelle: Sagenreise ins Pielachtal, Sagen, Erzählungen,
Geschichten - aus dem reichen Sagenschatz des Pater Willibald Leeb. Zusammengestellt
und herausgegeben von der Arbeitsgruppe Heimatforschung im Verein für
Dorferneuerung in Hofstetten und Grünau. Text: ca 1900.
Von Gerhard
Hager, Verein für Dorferneuerung, 3202 Hofstetten-Grünau,
freundlicherweise für SAGEN.at
zur Verfügung gestellt.