Wie Eulenspiegel eine Wirtin mit dem bloßen Hintern in die Asche setzt.

Zornige böse Nachreden bringen einen bösen Lohn. Als Eulenspiegel von Rom reiste, kam er in ein Dorf; da war eine große Herberge, aber der Wirt war nicht zu Hause. Da fragte Eulenspiegel die Wirtin, ob sie auch Eulenspiegel kennte? Die Wirtin sprach: "Nein, ich kenne ihn nicht; ich habe wohl von ihm hören sagen, daß er ein auserlesener Schalk sei." Da sprach Eulenspiegel: "Liebe Frau! warum sagt Ihr das und kennt ihn doch nicht." Die Frau sprach: "Was ist daran gelegen, daß ich ihn nicht kenne? Die Leute sagen eben, er sei ein böser Bube." Eulenspiegel sagte: "Liebe Frau! hat er Euch etwas Leides getan?" Die Frau sprach: "Ich sage, wie ich es von den Leuten gehört habe, die bei mir aus- und eingehen." Eulenspiegel schwieg still.

Des Morgens, da es Tag wurde, scharrt er die heiße Asche auf dem Herd voneinander, geht vor das Bett der Wirtin, nimmt die Frau aus dem Schlaf, trägt sie in die Küche und setzt sie mit bloßem Hintern in die heiße Asche und spricht: "Nun Wirtin! jetzt könnt Ihr wohl von Eulenspiegel sagen, daß er ein Schalk sei; Ihr empfindet es nun wohl und habt ihn gesehen." Das Weib schrie, was sie konnte; Eulenspiegel aber lief aus dem Hause und lachte.

Quelle: Aus dem Volksbuch "Der wiedererstandene Eulenspiegel", Volksbücher 12, Leipzig 1845, bei Otto Wigand, hrsg. v. G. O. Marbach, S. 96 f.
aus: Leander Petzoldt, Historische Sagen, Mit Anmerkungen und Erläuterungen, Band II, Baltmannsweiler 2001, Nr. 600, S. 123 f.