DER GEIST DES CHRISTENVERFOLGERS

Riktius Varus, im trierischen Lande als der grausame Christen Verfolger des Jahres 286 bekannt, fand zur Strafe im Grabe keine Ruhe. Als böser Geist hauste er in Trier und Umgebung. Man sah ihn bald hier, bald dort, einmal auf dem Pferde im weißen Mantel, mit einem Totenkopf in der Hand, dann wieder mit einem Hunde hin und her laufend und sein Unwesen treibend. Lange bemühte man sich vergeblich, seiner habhaft zu werden. Endlich gelang es dem Weihbischof Matth. von Eihs (+ 1729) ihn zu fassen, und er schaffte ihn unter seinem Mantel zur Stadt hinaus. Bei Schweich ließ er sich mit der Fähre übersetzen. Mitten auf der Mosel sank die Ponte so tief, als wenn sie unterginge. Voll Schrecken frug der Fährmann den Bischof, was er bei sich trage. Dieser lüftete seinen Mantel, und Riktius Varus in rotglühender Gestalt grinste den Fährmann an, daß dieser mit Entsetzen sich zurückzog. Der Bischof brachte den Unhold in den Meilenwald hinter Schweich und verbannte ihn dorthin für alle Zeiten. Hier haust er jetzt noch und erschreckt die Leute durch allerlei Spuk. Er wirft ihnen den beladenen Wagen um, spannt die Kühe aus und verschleppt die Wagenräder. Man darf ihn nicht ärgern. Als einmal Leute freitags Holz luden, sagten sie: «Riktius Varus komm, kriegs' ein Stück Pannenkuchen.» Er kam auch, nicht aber um den Kuchen zu nehmen, sondern er stieß ihnen den Wagen um. (Schweich b. Trier)


Quelle: ZA 149 153c. O: Schweich bei Trier, 1922
aus: Historische Sagen, Leander Petzoldt, Schorndorf 2001, Nr. 22, S. 21