DIE WILDEN HUNDE

Ein Mädchen muß einmal in den Zwölften einen großen Kessel von Campen nach Sieden tragen, da hört sie von weitem den Herodis kommen und sieht auch schon die Hunde, welche auf sie zustürzen. Vor Angst kriecht sie schnell unter den Kessel, den umschnuppern und umbölken die wilden Hunde; nun ist Herodis selber da, der fragt: «Wer bist du?» Sie antwortet, daß sie eine arme Dienstmagd sei und den Kessel von Campen nach Sieden trage; er fragt weiter, ob sie es tun müsse oder ob sie es tun wolle; sie antwortet, daß sie es tun müsse; da sagt er: «Hast du es tun müssen, so sollst du für diesmal ungeschädigt von dannen ziehen», und fort geht's wieder mit der wilden Meute. (Westfalen)


Quelle: Adalbert Kuhn, Sagen, Gebräuche und Märchen aus Westfalen, Leipzig 1859, S. 3, Nr. 4
aus: Historische Sagen, Leander Petzoldt, Schorndorf 2001, Nr. 5, S. 7