DER MANN MIT DEM WINDE

In Kaisd, erzählt man, haderte ein Mann mit Gott wegen des Wetters, weil es einmal zu trocken und einmal zu naß sei, und rühmte sich, es besser machen zu können. Da gab ihm Gott die Kraft, das Wetter zu machen. Nun tat der Mann alles, wodurch das Korn schön wird, und machte Regen und Sonnenschein zur Zeit und in Fülle. Auch stand die Frucht wunderhoch und kräftig und der Mann meinte ein gutes Probestück geliefert zu haben; da man sie aber geschnitten und in die Scheuer gesammelt, bot sie nur kärgliche Ausgabe, denn — der vermessene Wettermacher hatte den Wind vergessen. Da sahen die Leute an ihm, daß man es denn doch nicht besser machen könne als der Allmächtige.

Quelle: Siebenbürgische Sagen, Herausgegeben von Friedrich Müller 1857, 1885; Neue erweiterte Ausgabe von Misch Orend, Göttingen, 1972, Nr. 86, S. 88