Maria Major im Königskloster
Das Gnadenbild Maria Major, einst im Besitze des hl. Franz Borgias, war
das Lieblingsbild der Gründerin des Königsklosters in Wien,
der Königin Elisabeth, die es 1595 dem Kloster vermachte und von
wo es am 15. Juni 1782 nach St. Augustin in Wien kam und dort 1783 über
dem Tabernakel befestigt wurde. Dieses Bild tröstete einmal die Kaiserin
in ihrem schweren Kummer, indem die hl. Maria die Hand auf das Haupt der
Königin legte. Das Gnadenbild war besonders dem Hause Österreich
zugetan, denn bei einem Todesfall oder Unglück, wenn diese bevorstanden,
veränderte es die Gestalt, hatte geschwollene Augen und bekam eine
bleiche Gesichtsfarbe. Manchmal wollte man von ihm leise Trostworte vernehmen.
Als Maria Anronia, Kurfürstin von Bayern, 1677 für den Kultgegenstand
eine Kapelle erbauen wollte, hielt man die Grundmauern im Kloster für
zu schwach und wollte den Bau nicht zulassen. Plötzlich gewahrte
man auf dem Boden den Grundriß einer Kapelle mit einem Rötel
vorgezeichnet, wonach man dann den Bau ausführte. Die Kapelle blieb
dann 1683 bei der Türkenbelagerung ganz unbeschädigt, obwohl
sie große Kugeln trafen. Eine Nonne, die sonst keiner der Schwestern
nachstand, verstand sich einzig und allein nicht auf das Knödelkochen.
Da sie deshalb mehrfach getadelt wurde, wandte sie sich in ihrer Not an
das Gnadenbild und nun gelang ihr die Herstellung der Knödel auf
das beste. Zur Erinnerung daran sollte das Gnadenbild abgemalt werden,
und man kam auf den barocken Einfall, die hI. Maria mit einer "knödelrunden"
Wange darzustellen, wodurch das Bild den Beinamen der Knödelmuttergottes
erhielt.
Quelle: Die Sagen und Legenden
der Stadt Wien, herausgegeben von Gustav Gugitz, Wien 1952, Nr. 75, S.
92f
Für SAGEN.at korrekturgelesen von
Anja Christina Hautzinger, April 2005.