Der Hehmann

Wohl die schreckbarste Erscheinung sind die Hehmänner. Das sind riesenhafte Männer mit übergroßen, runden Köpfen, aus denen zwei wilde Augen feurig schauen. Sie trugen in der Gegend Döblings meist die gewöhnliche Hauerkleidung, oft auch einen breiten Hut. Sie vermögen sich pfeilschnell in einem Augenblick viele Meilen weit zu bewegen. Das muß ein grausamer Schreck gewesen sein, als ein übermütiger Bursch spottend in die Au: "He, He", hineinrief. Da kam einer der Hehmänner durch die Luft, hockte sich mit ganzer Schwere auf den Rücken des Spötters und war bis zum Morgengrauen nicht herunterzukriegen. Das war aber noch eine leichte Strafe. Sonst kommen gleich mehrere mit Windeseile und reißen den Rufer in Stücke. Vermag sich dieser noch in das Haus zu retten, und die Tür zu schließen, so halten sie ihm ein Stück blutiges Menschenfleisch vor mit dem Bedeuten, in solche Stücke hätten sie auch ihn zerfetzt, wenn er nicht rechtzeitig Schutz gefunden hätte.

Quelle: Die Sagen und Legenden der Stadt Wien, herausgegeben von Gustav Gugitz, Wien 1952, Nr. 1, S. 1
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Anja Christina Hautzinger, April 2005.