Rudolf lehnt Mord ab
Dazumal kam einer von den Seinigen in des Kaisers Lager, der erbot sich,
gegen eine Belohnung seinen König vom Brot zu richten. Aber der ja
so redliche als mannliche Rudolph ließ sich dieser löblichen
Antwort vernehmen: "Obschon Ottokar mein Todfeind ist, so soll er
doch das an mir nicht erleben, daß ich seinetwegen der Gerechtigkeit
und Redlichkeit vergessen sollte." Also mußte der Verräter
mit Schanden wieder abziehen. Man hätte dazumal dieser löblichen
Tat halber wie der König Pyrrhus von dem edlen Römer C. Fabricio
(welcher den Leibarzt des Königs, so ihn mit Gift hinzurichten sich
erboten, ihm überantworten lassen) von diesem teuren Kaiser sagen
können: "Dies ist Rudolph, der ja so wenig von der Tugend als
die Sonne von ihrem Lauf sich zurückhalten lässet."
Quelle: Fugger, Joh.
Jac., Spiegel der Ehren des höchst löblichen ... Erzhauses Österreich
... neu geordnet
und erweitert durch Sigmund von Birken ..., Nürnberg 1568, Nr 101b