FÜRST FERDINAND WILHELM EUSEBIUS SCHWARZENBERG, GENANNT DER "PESTKÖNIG"

Ferdinand Wilhelm Eusebius Schwarzenberg bewies im Jahre 1679, als in Wien die furchtbare Pest wütete, eine Seelengröße, um derentwillen er verdient, auch bei der Nachwelt als Wohltäter der Menschheit unvergessen zu bleiben. In dieser schweren Zeit ritt er täglich vom frühen Morgen an in den Straßen umher, sorgte für die Fortschaffung der Kranken in die Lazarette, für die Bestattung der Toten und für Verhütung weiterer Ausbreitung der Seuche. Er begab sich in die Häuser, in die Spitäler, mitten unter die Kranken, reichte ihnen Heilmittel, tröstete die Sterbenden - mit einem Worte, er war Wiens größter Wohltäter in dieser schweren Zeit.

Mit übervollen Händen teilte er Geld aus, um die Armut zu lindern oder tätige Hilfe zu belohnen. Nebstbei sorgte er mit eiserner Strenge für die Justizpflege. Am 26. September 1679 wurden neun Personen vor der Stadt gehängt, weil sie räuberisch in verlassene Häuser, deren Bewohner der Pest zum Opfer gefallen waren, einstiegen und daselbst plünderten.

In dieser Zeit war das Totengräberamt einem Manne namens Unkner überwiesen, den seine Habsucht zu den unmenschlichsten Grausamkeiten gegen die Pestkranken und zu den größten Schändlichkeiten gegen die Verstorbenen verleitete. Er schlich sich in die Häuser, benützte die Verzweiflung der Leute, um sich fremdes Gut anzueignen, plünderte die Toten und häufte so Verbrechen auf Verbrechen. In der allgemeinen Rat- und Hilflosigkeit, in der sich die Leute befanden, konnte er seine unheimlichen und nichtswürdigen Untaten fast ungescheut verrichten, bis auch ihn der gerechte Arm des Rächers ereilte.

Fürst Eusebius Schwarzenberg hatte diesen Unhold längst schon im Verdachte, daß er das Unglück seiner Mitmenschen zur Befriedigung seiner Habsucht mißbrauchte. Er ließ ihn unvermerkt scharf beobachten und konnte ihn bald seiner Schlechtigkeiten überführen. Mit seinem Leben mußte er dieselben büßen, ein warnendes Beispiel für andere.

Endlich erlosch die Seuche, nachdem ihr Tausende von Menschen zum Opfer gefallen waren.

Der Name des edlen Fürsten Eusebius Schwarzenberg, des "Pestkönigs", bleibt aber unvergessen für alle Zeiten.


Quelle: Die schönsten Sagen aus Wien, o. A., o. J., Seite 305