DIE HEXENMÜHLE

Vor langer Zeit stand in Hütteldorf an einem Mühlbach die "Glutmühle", die ihren Betrieb nach der Regulierung des Wienflusses einstellen mußte.

In der Mitte des 14. Jahrhunderts als Herzog Rudolf IV. regierte, wurde erzählt, daß in dieser Mühle eine Hexe hausen solle, die sich auf allerlei heidnische Bräuche verstünde. In Vollmondnächten wurde sie beobachtet, wie sie am Flußufer in einem Steinkreis tanzte und die Geister anrief. Manche Leute aus der Umgebung suchten sie auf, weil sie glaubten, daß sie über besondere Heilkräfte verfüge, oder daß sie ihnen sogar etwas über die Verstorbenen erzählen könne.

Auch ein junger Priester war ihren unheimlichen Künsten verfallen und wollte die magischen Fähigkeiten der Hexe dem Herzog für gutes Geld anbieten. Doch Rudolf, der ein gläubiger Christ war, ließ die Hexe und den Pfarrer von seinen Wachen festnehmen. Er verhängte über sie das Todesurteil und befahl die beiden in Säcke einzunähen und dann in der Donau zu ertränken.

Als die Hexe das hörte, bat sie um Gnade und prophezeite Rudolf eine glorreiche Zukunft, wenn er sie verschonen würde. Doch der Herzog ließ sich nicht von ihren Versprechungen erweichen und sie wurde ihrem Schicksal überantwortet.

Der Priester, der von dem harten Urteil erschüttert war, bat um die Erteilung der Sterbesakramente, doch Rudolf verweigerte sie ihm, weil dieser durch seine Verbindung mit dem Bösen kein Recht mehr auf christliche Behandlung hatte. Als der Priester begriff, daß ihm diese letzte Gnade vorenthalten wurde, rief er wütend: "Ich verfluche Euch! Noch innerhalb dieses Jahres werdet Ihr vor dem höchsten Richter stehen und Euch für diese grausame Tat verantworten müssen!"

Nach diesen Worten wurde der Priester zur Donau gebracht und ertränkt. Herzog Rudolf, den seit diesem Fluch immer wieder Ängste quälten, regelte seine Nachfolge und verstarb bald danach.

Quelle: Wien in seinen Sagen, Eva Bauer, Weitra 2002, S. 247