DAS WALSERMÄNNLEIN

Das Walsermännlein meldete sich gegen Ausgang des Jahres 1772 in Straußberg, in der Pfarre Riezlern, bei der Witfrau Katharina Elsässerin. Es nahm ihr die Milch im Stall, das Mus auf dem Tisch und verhinderte die Hausgenossen im Arbeiten. Sichtbar war es nur einem einzigen Sohn, mit dem es öfter Spaß machte. Andern Leuten zeigte es sich an durch Murmeln, Pfeifen und Klatschen. Christoph Bader, der lange Zeit unerschrockener preußischer Soldat war, hörte es auf der Straße zischen, und einem anderen Wanderer lag es mit solcher Schwere auf dem Wagen, daß er ihn kaum von der Stelle bringen konnte. 1773 in der Fasten meldete es sich bei Victorinus Müller auf Bödmen. Da schlug es die Läden zu, langte durchs Fenster hinein und klopfte der Tochter des Hauses auf die Achsel, so daß es alle, die da waren, hörten, aber nicht sehen konnten. Am meisten war das Walsermännlein einem armen Kind aufsäßig, das im Hause erzogen wurde. Es schlug das Kind, verzauste ihm die Haare, begleitete es auf allen Wegen und sprach ärgerliche Reden aus ihm. Nach zwei Jahren verschwand das Ungemach.


Quelle: Die Sagen Vorarlbergs. Mit Beiträgen aus Liechtenstein, Franz Josef Vonbun, Nr. 147, Seite 124