DAS NÄCHTLICHE GELAGE

Ein Jäger sei einmal unter einem dürren tschudrigen Bäumlein über Nacht gewesen. Um Mitternacht erwache er aus dem Schlaf und sehe das Nachtvolk auf ihn zukommen. Da denke er bei sich selber, mit derlei Volk ist man am gescheitesten manierlich, und gehe ein bißchen auf die Seite. Das Nachtvolk komme da näher und immer näher und stelle sich unter dem Bäumlein auf, und da fange das Bäumlein auf einmal an von selber gar lieblich aufzuspielen, das eine Astlein blase die Flöte, ein anderes das Klarinett und ein Zweiglein das kleine Pfeiflein, und das Nachtvolk nicht faul, lasse an und tanze herum ums Bäumlein, Paar um Paar, daß der Staub davonfliege. Wie der Jäger kurzweilig dem Nachtvolk beim Tanzen zulueget, hört er auf einmal den Berg einandernach heraufmiauen, und wie er sidi ein bißchen für sich bückt und über das Bühelein abhinlueget, so sieht er ein Tschübele Katzen mit einem gräusligen Geschrei heraufkrabbeln, und eine jedwedere zieht eine Legel Wein am Schwanz. Wie die Fuhr zum Tännele gekommen sei, habe der Tanz ein Ende genommen, und jetzt werde angezapft und eingeschenkt, aber nur in Kühtschaggen und einander zugebracht. Beim Tagen seien Nachtvolk und Katzen mit den geleerten Leglen abgefahren.

Quelle: Die Sagen Vorarlbergs. Mit Beiträgen aus Liechtenstein, Franz Josef Vonbun, Nr. 130, Seite 117