DAS FRÄULEIN IM WALDE

Es hat einmal ein ganz weiß gekleidetes Fräule in einem Walde geistet und das ist einmal einem Holzschröter begegnet und sagt freundlich zu ihm, er solle es erlösen. Der Holzschröter - es sei sonst ein bißchen ein Lapp gewesen - gibt zur Antwort: "Ja, von Herzen gern, weißes Fräule, wenn ichs nur kann." Drauf sagt das Fräule: "Du mußt halt eine grausige Schlange dreimal aufs Maul küssen, und dann werde ich erlöst." Dem Holzschröter ist jetzt aber nichts mehr um Erlösen gewesen. Das Fräule aber fängt da an zu gräzen: "jetzt muß ich noch so lang geisten, bis das Tännelein da eine Tanne geworden, bis man die Tanne gefällt, gesägt und aus den Brettern eine Wiege gemacht hat, und bis ein erstgeborenes Büble in der Wiege gelegen ist und bis das Büble ein Herr worden ist und die erste Messe gelesen hat."


Quelle: Die Sagen Vorarlbergs. Mit Beiträgen aus Liechtenstein, Franz Josef Vonbun, Nr. 88, Seite 96