Von der wilden Jagd und vom Nachtvolk

„Die wilde Jagd" geht meistens in den ersten Jännernächten um; während das Nachtvolk sich anfangs Mai zeigt.

Die wilde Jagd und das Nachtvolk können gefährlich werden, besonders Kindern, die um diese Zeit nicht ins Bett wollen.

Die „wilde Jagd", der ein großes weßes Pferd voranreitet, ist im Sommer von Donner und Blitz begleitet, während sie im Winter nur in stillen, sternklaren Nächten zu sehen ist.

Im Gegensatz dazu soll, das Nachtvolk" nicht durch die Lüfte jagen, sondern mit Vorliebe um alte Eichen und Linden sowie um den Dorfbrunnen tanzen.

Das wilde, rotbärtige Nachtvolk soll bisweilen ausrufen: ,,Was höher als ein Knie, g'hört mi!" Denn muß man sich sofort platt auf den Boden legen, wenn man nicht in den wilden Reigen hineingerissen werden will.
Götzis

Quelle: Vom alten Glauben, Sagen aus dem Kreis Dornbirn, Walter Weinzierl u. Theo Bildstein, Dornbirn 1944, S. 6