Der Konradsbrunnen auf der Burg Alt-Ems

Als im 10. Jahrhundert die wilden Ungarn bis weit nach Schwaben verheerend vordrangen, mußten viele hohe Herren und Dynasten vor dem Feind die Flucht ergreifen und südwärts in die rätischen Gebirge flüchten. So auch Graf Heinrich von Altdorf und Ravensburg, der mit seiner Familie in unser Land kam und nach der Sage die Veste Alt-Ems als sogenannte Fluchtburg erbaute. So weilte damals auch des Grafen Sohn Konrad, der nachmalige hl. Bischof von Konstanz, als Knabe auf dieser Burg. Der dortige St. Konrads-Brunnen erinnert noch an seine einstige Anwesenheit daselbst. Auf wunderbare Weise hätte der fromme Knabe diesen Brunnen geschaffen. Als nämlich die Arbeiter beim Bau sehr vom Durste gequält wurden und auf dem einsamen Fels kein Wasser für Mensch und Tier zu finden war, stieg Konrad in die Buggenau hinab. Hier nahm er aus der Quelle, die noch gezeigt wird, Wasser in sein Tüchlein und trug es auf den Berg hinauf, ohne daß es ausrann, goß er es hier in ein Grüblein, das er gegraben, und von Stund an floß der Konrads-Brunnen. - Weil aber der Heilige ihn so mit göttlicher Hilfe zustande gebracht, hatte der Brunnen fortab die Eigenschaft, sogleich zu versiegen, sobald er durch schmutzige Wäsche oder ähnliche Dinge verunreinigt ward. - Wie die ganze Ruine Alt-Ems alle Jahre schneller verfällt, so liegt auch der Konradsbrunnen seit bald drei Jahrzehnten verfallen, aber noch zu Beginn dieses Jahrhunderts wurde sein Wasser benutzt.

Quelle: Andres Ulmer (nach Vonbun-Sander), in: Rund um Vorarlberger Gotteshäuser, Heimatbilder aus Geschichte, Legende, Kunst und Brauchtum, Bregenz 1936, S. 33