Das Heidenweiblein

Nach Erzählung alter Leute war in Mäder einst ein altes Weiblein, das mehr wußte und konnte als andere Leute und daher von den Dorfbewohnern als Hexe oder Heidenweiblein verschrien und verfolgt wurde.

Einstens, als sie wieder jemandem geholfen hatte, wurde sie als Hexe betrachtet, weil einige Bauern in ihren Ställen Unglück hatten. Sie wurde in die Rheinau hinausgetrieben und dort lebendig in ein Loch geworfen. Als der Kopf noch herausschaute, riefen die Leute: „Alts Mutterle, duck dich!" Und man drückte ihren Kopf hinunter und schaufelte das Grab zu. Das war der Dank eines unwissenden und undankbaren Volkes. Jämmerlich mußte das Heidenweiblein zugrunde gehen.
Mäder

Quelle: Vom alten Glauben, Sagen aus dem Kreis Dornbirn, Walter Weinzierl u. Theo Bildstein, Dornbirn 1944, S. 37f