Der Büngenbudel

Der Glaube, daß Menschen, die im Leben eine böse Tat begangen haben, zur Strafe nach ihrem Tode inTiergestalt umgehen (geistern) müssen, war in früherer Zeit auch in Lustenau verbreitet. So wurde damals die Sage vom Büngenbudel von vielen geglaubt, und dieser Glaube hat so manchem biederen Bürger, der des Nachts über die „Bungen“ gehen oder gar fahren mußte, den Angstschweiß auf die Stirn getrieben.

Hören wir, was die Sage erzählt : Am Wiesenrain verkaufte ein Bauer seinem Nachbarn eine Kuh. Nach dem üblichen Handschlag, der den Handel gültig machte, nahm der Käufer die Kuh mit sich und versprach dem Bauern, den Kaufpreis am folgenden Tage in bar zu bezahlen. Er tat dies jedoch nicht und der gutgläubige Bauer wartete längere Zeit vergeblich auf die Silbertaler. Schließlich suchte er den Nachbarn auf, um von ihm das Geld zu fordern. Dieser behauptete jedoch, er habe ihm beim Handel das Geld auf Heller und Pfennig ausbezahlt und er werde, wenn er ihn gerichtlich dafür belange, seine Aussage mit einem Eid bekräftigen. Der hintergangene Bauer ging fluchend aus dem Haus und wünschte dem Betrüger, daß er nach dem Tode zur Strafe für seine niederträchtige Handlungsweise als schwarzer Hund umgehen müsse. Die Verwünschung ging in Erfüllung. Zwischen Grindel und Wiesenrain liegt die Parzelle Bungen. Diese war früher völlig unbewohnt und durch die weiten Kornfelder führte nur ein schmaler Fahrweg. Auf ihm geisterte nun der verwunschene Bauer in der Gestalt eines großen Hundes, der lange, schwarze, zottige Haare und feurige Augen in der Größe von Butzenscheiben hatte. Dieser gespensterhafte Hund wurde im Volksmund nur der „Büngenbudel“ geheißen. Er setzte sich mit Vorliebe auf den „Wagenschwanz“ der Fuhrwerke, die nachts diesen Weg einschlugen. Dann vermochten die stärksten Rosse den Wagen kaum vom Fleck zu bringen. Die Fuhrleute standen große Angst aus und getrauten sich nicht umzuschauen. Wenn dann die Pferde keuchend und schweißtriefend bei den ersten Häusern ankamen, war der Spuk plötzlich verschwunden.

Der Ort wurde früher dieser Sage wegen des Nachts tatsächlich gemieden und offenbar auch deshalb erst spät besiedelt. Noch heute aber schreckt man Kinder, die sich am späten Abend auf der Straße aufhalten, mit den Worten: „Gônd houo, sus kunt i-gi der Büngobudel!“

Quelle: Brauchtum, Sagen und Chronik, Hannes Grabher, Lustenau 1956, S. 23