Schwedensage aus Rankweil

Von der Liebfrauenkirche in Rankweil, die mit Türmen, Ringmauern und dem vorkragenden Wehrgange auf hohem Hügel inmitten des Ortes emporragt, weiß das Volk, daß an ihrer Stelle in uralter Zeit ein Schloß gestanden sei, und, als dieses abbrannte und die Kirche erbaut wurde, habe man das feste Gemäuer gelassen wegen der teuren Heiligtümer und köstlichen Schätze, die dem Gotteshause gehörten und noch darin verwahrt werden. Zu Zeiten war dort, wenn Haufen landfahrender Leute oder durchziehende Kriegsknechte die Gegend unsicher machten, eine eigene Wache, für deren Unterhalt auch in umliegenden Dörfer Geld zuschossen.

Als aber die Schweden ins Land einbrachen, schien es klar, daß selbst die stärkste Wache machtlos sei. Deshalb flüchtete man den Kirchenschatz und wollte auch dem alten Gnadenbilde Unserer Lieben Frau das Zierrat abnehmen, eine Krone von Gold. Die Muttergottes jedoch hielt die Krone mit der Hand fest und sagte: „Ich will meine Sachen schon selbst verwahren!" - Worauf der Pfarrherr das Gnadenbild samt allem Kleinod und Zierrat an seinem Orte in der Kirche stehen ließ. Wunderbarerweise vermochte kein Schwede es oder die Kirche zu berauben. Die alte Chronik, welche das Wort der Muttergottes berichtet, fügt voll dankbarer Freude hinzu: „Ist auch geschehen, denn die schwedischen Soldaten haben die Kirche wollen berauben, haben aber dem Gotteshause auch nicht den mindesten Schaden können zufügen.


Quelle: Anna Hensler, in: Rund um Vorarlberger Gotteshäuser, Heimatbilder aus Geschichte, Legende, Kunst und Brauchtum, Bregenz 1936, S. 18