Der Schatz auf der Nüburg

Als die letzten Ritter von der Nüburg fliehen mußten, haben sie einen großen Schatz dort zurückgelassen. Der liegt in einem tiefen unterirdischen Gewölbe vergraben. Von Zeit zu Zeit kommt er ans Licht hervor und man kann ihn dann zwischen den verfallenen Mauerringen im Walde liegen sehen. Aber nahen darf ihm keiner. Der ganze Wald ist dann wie verwunschen. Schlangen und Gewürm kriecht und spannt sich von einem Baum zum ändern. Auf den Ästen hocken Tiere mit glänzenden Schuppen und glasigen Augen, von Gestalt wie Eichhörnchen, aber viel größer. Sogar die Tannen scheinen zu leben, und es ist, als ob sich von ihnen unheimliche Arme dem Eindringling entgegenstreckten.

Quelle: Zentralarchiv der deutschen Volkserzählung, Marburg, 180001, Anna Hensler, zit. nach Sagen aus Vorarlberg, Hrsg. Leander Petzoldt, München 1994, S. 132