Der Schatz auf dem Burgfeld

Ein Weiler (Ortschaft im Vorderland) Büblein ist einmal, während sein Vater am Burgfeld am Heuen gewesen ist, zum Schloß hinauf gesprungen. Da hat es zwischen den grauen verfallenen Mauern und wilden Stauden im Sonnenschein einen großen glänzenden Haufen gesehen, lauter weiße runde Schneckenhäuschen. Einen silberhellen Schein haben sie gegeben, und das Büblein steht und staunt und weiß nicht, was denken: Wie kommen auch so viele glitzernde Schneckenhäuschen auf einen Haufen zusammen? Es läuft hinab zum Vater; dieser hört zu und läßt die Gabel und den Rechen liegen und geht mit dem Büblein zum Schloß hinauf. Aber er kann nichts mehr finden. Der große glänzende Haufen ist verschwunden gewesen. Es ist der Schatz gewesen, der sich gesonnt hat.

Hätte das Büblein nur die Hand ausgestreckt und etwas davon genommen, so wäre es für immer reich gewesen. Aber es hat schon zu jenen gehört, die das Glück nicht zu gewinnen verstehen, wenn es auch noch so nahe liegt, und dann eine Reue danach haben ihren Lebtag lang.

Quelle: Zentralarchiv der deutschen Volkserzählung, Marburg, 180007, Anna Hensler, zit. nach Sagen aus Vorarlberg, Hrsg. Leander Petzoldt, München 1994, S. 131