Die Rote Mühle

Das älteste Haus in Rankweil ist 2000 Jahre alt. Es ist die „Rote Mühle“, die auch Waldmühle heißt, weil einst rings um sie herum Wald war. Sie ist schon vor Christi Geburt gestanden. Erst lange nach ihr wurde das Mesnerhaus erbaut, und doch ist selbst dieses aus Bäumen gebaut, die am heutigen Marktplatze wuchsen.

Im ganzen hatte Rankweil in jenen altersgrauen Tagen neun Häuser, die man sämtlich daran erkennen kann, daß sie zu St. Peter pfärrig sind; die neuen gehören zur Pfarrei auf dem Frauenberg.

Am Naflabach aber war in der Vorzeit ein Mönchskloster. „Im Bruderhof“ heißt es noch heute dort, und als man im Jahre 1600 an dieser Stelle grub, kamen Totenschädel und vermorschte Gebeine zum Vorschein. Sie rührten vom Friedhof der alten Mönche her.

Zur Erinnerung an den dichten Wald, der einst das ganze Rankweil erfüllte, stand als letzter Rest desselben bis zum Jahre 1800 eine uralte, mächtige Linde auf dem Marktplatz. Sie hatte sechseinhalb Schuh im Durchschnitt, und als man sie endlich umhauen mußte, brauchte es vier Männer dazu.

Quelle: Anna Hensler, Aus dem Rankweiler Sagenkreis, in: Feierabend, 39. Folge (1933), S.479, Nr. 15, zit. nach Sagen aus Vorarlberg, Hrsg. Leander Petzoldt, München 1994, S. 278f