Vom Pfarrer Gau

Der Pfarrer Gau ist zwar schon lange tot, aber die Rankweiler wissen noch viel von ihm zu vermelden, wie er die Kinder so gerne hatte, sie um Weihnachten durch das ganze Dorf von einer Krippe zur anderen führte und ein überaus frommer und heiligmäßiger Mann war. Sie haben auch dessen Bild, in Stein gehauen, in das alte Peterskirchlein gesetzt und schon bemächtigt sich die Sage seiner Gestalt. Sie berichtet:

Einstmals, als der Pfarrer Gau durch das Rankweiler Feld ging, begegneten ihm Kinder und sahen, daß er weinte. Sie gaben ihm die Hand und er schaute sie mit seinen guten Augen traurig an und mahnte sie zum Gebete, denn es komme dereinst ein schrecklicher Krieg, aus dem fast kein Mann von Rankweil zurückkehre. Alle, die heimkämen, hätten an einem runden Tische Platz.

So erzählt das Volk, indem es eine uralte Weltendesage, die man auch anderwärts hören kann, mit der ehrwürdigen Gestalt des ehemaligen Pfarrherrn verbindet; und dieser Krieg, den der Pfarrer Gau vorhersagte, soll noch viel schrecklicher werden, als es der Weltkrieg war.


Quelle: H. Hensler-Watzenegge, in: Rund um Vorarlberger Gotteshäuser, Heimatbilder aus Geschichte, Legende, Kunst und Brauchtum, Bregenz 1936, S. 19