Die alte heidnische Opferstatt

Rankweil ist ein uralter Ort. Als noch nahezu das ganze Land unbewohnte Wildnis war, haben die Heiden oben auf dem Berg schon eine Opferstätte gehabt und Menschenopfer dargebracht.

Damals reichte der Bodensee zwischen Sümpfen und dichten, modrigen Wäldern durch das ganze Rheintal herauf, und seine Fluten haben bis zum Felde Jux (Flur zwischen Altenstadt und Rankweil) "geschwellt". Dort ist eine Stadt gestanden; man kann noch heutzutage, wenn man tief genug gräbt, auf verschüttete Keller stoßen, und einem Manne ist einmal; wie eine mehr als anderthalb Jahrhundert alte Chronik berichtet; als er Heinzen steckte, der Eisenstecken in ein solches Gewölbe gefallen.

Aber auch Wuhrhölzer kann man bei Jux im Boden finden. Denn die Ill hat sich in jener alten Zeit ober dem Ardetzen her in den sumpfigen See ergossen. Erst die Grafen von Montfort haben dann den Durchbruch bei den Käpfen machen lassen; dies ist aber viel später geschehen.

Ob es sich bei diesen Gewölben, von denen die Sage meldet, um die Hypokauste und Mosaiken der römischen Villa in Brederis handelt, die vor einigen Jahrzehnten im Felde Jux „uf der Studa" aufgedeckt wurden, oder ob noch andere Reste von Römerbauten unter dem Boden schlummern, der seit mehr als einem Jahrtausend nur mehr weide und Wiesland ist?


Quelle: Anna Hensler, in: Rund um Vorarlberger Gotteshäuser, Heimatbilder aus Geschichte, Legende, Kunst und Brauchtum, Bregenz 1936, S. 15