Von der Nüburg

Inmitten des Rheintals auf waldiger Höhe, von wo der Blick bis hinab zum blauen Bodensee schweift und hinauf zu den wilden Felszacken des Rhätikon, liegen die Trümmer der Feste Nüburg.

Das größte Schloß weitum ist sie gewesen und das älteste auch. Schon vor urdenklicher Zeit, als das Rheintal ein See war und der Hügel als einsame Insel darin ragte, ist die Nüburg dort gestanden. Und schon damals hat ein unterirdischer Gang vom Schlosse bis zum Klauser Sattelberg geführt unter See und Sumpfland durch, tief unten in der Erde.

Auf der Nüburg hat Kaiser Heinrich einmal geweilt, und zum Andenken daran ist ihm später die Schloßkapelle geweiht worden. Die Nüburger halten deshalb auch am Heinrichtstag einen feierlichen Umgang mit Kreuz und Fahne, und in den Straßenhäusern hat es, obwohl sie zu Koblach gehören, früher nicht wie dort geheißen:

„Sankt Kilia
set d'Kilbe a“,

sondern sie haben am Heinrichstag ihre eigene Kilbe [Kirchweih] gehabt, die sie zu Ehren des heiligen Kaisers immer festlich begingen.

Quelle: Zentralarchiv der deutschen Volkserzählung, Marburg, 180004, Anna Hensler, 1932, zit. nach Sagen aus Vorarlberg, Hrsg. Leander Petzoldt, München 1994, S. 286f