Das Nachtvolk will freien Weg

Eine der zwölf Nächte nach Weihnachten war besonders unheimlich. In einem Hause saßen die Angehörigen in der warmen Stube, die Männer beim Kartenspiel, die Frauen beim Stricken. Zwei Stunden mochten verstrichen sein, als draußen in der Nähe des Hauses ein Höllenlärm losbrach.

Er dauerte nur kurze Zeit. Nachforschungen über die Ursachen des Lärms ergaben weiter nichts. Das Fenster stand zwar offen, aber das konnte man am Abend vergessen haben zu schließen.

Am nächsten Morgen jedoch bemerkte der Knecht, der schon früh aufgestanden war, daß der Scheiterstock nicht mehr am gleichen Fleck stand wie gestern abend. In dem Scheitstock war eine Axt so tief hineingeschlagen, daß niemand imstande war, sie herauszubringen. Die wilde Jagd war durch die Tenne hindurchgefegt und hatte dieses Andenken hinterlassen.
Übersaxen

Quelle: Vom alten Glauben, Sagen aus dem Kreis Dornbirn, Walter Weinzierl u. Theo Bildstein, Dornbirn 1944, S. 9f