Von der Karlwand

Unter der Karlwand bei Koblach zieht sich eine tiefe Mulde bis zum Bocksberg hin. In dieser kann man des Nachts Lichter sehen, die hin- und herschweben und sich im Walde am Karl verlieren. Dort ist ein mächtiger Felsblock, den man das Nellabürgle heißt, und doch weiß niemand, dass an diesem Platze jemals eine Burg gestanden. Hart daneben an der Karl wand fanden vor einigen Jahren Männer, welche den Neuburger Kirchweg aufschotterten, und dabei uralte Bruchstücke von irdenem Geschirr, an denen man Verzierungen sehen konnte, die mit Fingerabdrucken hineingemacht waren, aber nicht von grober Manneshand, sondern von Weibern und Kindern. Das Volk glaubt, dass Blut von wilden Tieren und Eiweiß in den Lehm geknetet wurde, sonst hätten diese Scherben in der feuchten Erde längst vermorschen müssen.

Quelle: Anna Hensler 1934, zit. nach Sagen aus Vorarlberg, Hrsg. Leander Petzoldt, München 1994, S. 286.