Die große Glocke auf dem Frauenberg

Die Vorderländer Bauern sagen, wenn in Rankweil die große Glocke läute, schaffe dort keiner mehr einen Streich, alles stehe hin und lose, so stolz seien sie auf das Geläute.

Die große Glocke hat aber nicht nur einen mächtigen Klang, sondern es wohnt ihr auch eine geheime, wunderbare Kraft inne, Gewitter zu verscheuchen, - ist in sie doch ein Stück Erz von der Glocke eingeschmolzen, die der Teufel auf St. Joders Befehl diesem von Rom durch die Lüfte über die Alpen tragen mußte. Deshalb ist sie mächtig über Gewitter und alle Gewalten der Finsternis. Sie stammt auch nicht aus der Werkstatt eines gewöhnlichen Gießers, sondern es hat sie ein „fähriger" Schüler in der Bündt hinter dem alten Gerichtshause gegossen.

Früher als noch rings um Rankweil viele Reben gepflanzt waren, - es reichten die Weingärten bis zum jetzigen Bahnhof hinab, - hat man oft, wenn Gewitter drohten, ganze Nächte durch mit dieser Glocke geläutet und ihr zu Ehren ist auch der St. Joderstag (16. August) stets feierlich begangen worden.


Quelle: Anna Hensler, in: Rund um Vorarlberger Gotteshäuser, Heimatbilder aus Geschichte, Legende, Kunst und Brauchtum, Bregenz 1936, S. 18