Die Blumenfräulein

Vor Zeiten sind auf der Schloßruine Neuenburg zwei verwünschte Fräulein nach einer Reihe von Jahren immer auf einige Stunden erschienen. Auf einem Steine der zerfallenen Burg haben sie so lange geistern müssen, bis einmal jemand käme und ihnen unaufgefordert von den Blumen abkaufte, welche sie, in Büschel gebunden, in den Händen hielten. Zwei Grenzjäger nahmen zufällig den Weg dorthin. Und da die zwei Fräulein sie mit flehenden Blicken anschauten - denn anbieten dürfen die Fräulein nichts -, so nahmen sie ihnen die Büschel ab und gaben etwas dafür. Kaum hatten sie ihnen die Sträuße abgekauft, so dankten die Fräulein für ihre Erlösung und verschwanden. Die Blumen aber waren frisch, als wären sie eben im Garten gepflückt.

Quelle: Andreas Ulmer, Die Burgen und Edelsitze Vorarlbergs und Liechtensteins, Dornbirn 1925-1931 , S. 321, zit. nach Sagen aus Vorarlberg, Hrsg. Leander Petzoldt, München 1994, S. 64