Die Anfänge des Klosters Valduna

Unweit des Brunnenquells, genannt "zur güldinen Mühle", zwischen Rankweil und Satteins lebte gegen Ende des 13. Jahrhunderts ein frommer Einsiedler, ein Pilgrim aus fernem Land. Eine hohle Eiche diente ihm als Wohnstätte. Dieser Klausner hatte öfters himmlische Erscheinungen: so sah er einst über diese Stätte und den Stein, auf dem er nachts ruhte, Engel herabschweben und vernahm ihren lieblichen Gesang; zu andern Malen ersah er Scharen von Klosterfrauen im grauen Gewand, das Haupt mit schwarzem Schleier bedeckt, jener geheiligten Stätte entsteigen und zu ihren Häupten himmlische Genien; er hörte auch, wie diese Frauen siebenmal des Tages Gottes Lob verkündeten. Die Erzählung dieser Geschichte erregte bei den Bewohnern der Umgegend nur ungläubiges Lächeln, aber dessen ungeachtet beharrte der Einsiedler darauf, daß einst auf diesem Platze ein Frauenkloster erstehen werde. - Eines Tages aber war der Einsiedler fort und blieb verschwunden. - Nach einiger Zeit kam ein reicher Kaufmann aus Brixen, Marquard von Tegersee genannt, auf seiner Wanderung ins Valdunatal. Da begab es sich, daß plötzlich ein jäher Blitzstrahl vor ihm niederfuhr, ohne ihn zu verletzen. Dies machte solchen Eindruck auf ihn, daß er sich entschloß, an dieser Oertlichkeit, die in der ganzen Umgebung schon als Gnadenstätte galt, als Einsiedler sich niederzulassen. Der Herr und Gebieter der Landschaft, Graf Rudolf von Feldkirch, gab gerne seine Zustimmung zur Niederlassung und zum Bau von Zelle und Kapelle. Er stellte dem Marquard und seinen zwei ihm zugesellten Genossen Schutz- und Schankungsbriefe aus. Der Graf bemerkte darin auch ausdrücklich, daß bei etwaigem künftigem Abgang von Jüngern oder Nachfolgern auch fromme Schwestern sich an diesem Platz ansiedeln und in die Rechte der derzeitigen Klausenbrüder eintreten durften. -Und dieser vorgesehene Fall trat schon bald darauf ein. Denn es geschah, daß Bruder Marquard mit seinen Gefährten auf einmal aus der Gegend verschwand und die Klause wieder leer stand. Daher dachte der Graf selbst an die Berufung von Schwestern, berief Franziskanerinnen aus Grimmenstein im Appenzellischen und begründete damit das Klarissenkloster Valduna, das nach 400-jährigem ruhmvollen Bestand 1782 gewaltsam aufgehoben wurde.


Quelle: Andres Ulmer, in: Rund um Vorarlberger Gotteshäuser, Heimatbilder aus Geschichte, Legende, Kunst und Brauchtum, Bregenz 1936, S. 19