Der Plattentobel-Geist

Zu Zeiten ist's im Plattentobel nicht geheuer. Oft schon wurde der einsame Wanderer geneckt und in Schrecken gesetzt. Bald geht ihm ein Kerzenlicht, bald ein Schneeball auf den Fersen nach, bald reißt und zwickt ihn ein unsichtbares Etwas an den Füßen. Doch nicht länger und nicht weiter, als bis das Kreuz des Hölderle-Hofes erreicht ist. Zuweilen vernimmt man auch bei gänzlicher Windstille ein schreckliches Getöse, zugleich fahren vis à vis auf der Alpe Bödmen zwei Männer mit furchtbarer Gewalt gegeneinander, so daß Funken sprühen, ein donnerähnliches Gebrüll sich erhebt und das ganze Plattentobel davon widerhallt.

Quelle: Josef Grabherr, Sagen in Damüls, in: Katholischer Vokskalender 1898, S. 128, Nr. 4, zit. nach Sagen aus Vorarlberg, Hrsg. Leander Petzoldt, München 1994, S. 149