DER SCHATZ AUF DER BEZEGG

Einmal in einem Krieg soll ein Kessel voll Gold auf der Höhe zwischen Bezau und Andelsbuch vergraben worden sein. Der Ort wurde ganz vergessen, weil die Eigentümer bald das Zeitliche segneten. Nur ein alter Mann wußte noch den Platz, sagte es aber aus Neid keiner Seele und nahm das Geheimnis mit ins Grab. Zur Strafe muß er den Schatz so lange hüten, bis es jemand gelingt, ihn zu heben. Oft sah man in der Mitternachtsstunde ein Flämmlein leuchten und hörte mitunter auch ein ängstliches Stöhnen. Zwei arme, aber kuraschierte Burschen aus Andelsbuch hatten von dem vergrabenen Schatz gehört und wurden einig, ihn zu heben. Sie versahen sich mit Werkzeug und machten sich in einer stockfinsteren Nacht auf den Weg nach dem Platz, wo das Flämmlein gewöhnlich zu sehen war. Um Mitternacht erschien es wieder. Da fingen sie an, so schnell sie konnten, an der Stelle zu graben, ohne ein Wörtlein zu reden. Nur unter der Bedingung, das wußten sie wohl, war der Schatz zu heben. Es ging nicht lang, da stießen sie mit ihren Hauen auf einen mit blinkenden Goldmünzen gefüllten Kessel. Schweigend langten sie nach dem Kesselring, hoben ihn herauf und glaubten, ihres Fundes schon sicher zu sein. Vor lauter Freude fuhren dem einen die Worte heraus: "Bigopp, jetzt händ mer ihn!" und verschwunden waren Kessel und Goldmünzen. Nur der Ring blieb ihnen in den Händen und der soll noch jetzt an der unteren Kirchentür in Andelsbuch zu sehen sein.


Quelle: Die Sagen Vorarlbergs. Mit Beiträgen aus Liechtenstein, Franz Josef Vonbun, Nr. 15, Seite 60