DER SPUSAGANG

Von Salaruel im Gamperdona führt ein enger, steiler und sehr hoher Pfad übers Joch in die Alpe Zalim ober Brand. Allenthalben fließen von den steilen Schrofen die Wasser, zu feinstem Staubregen aufgelöst, in Schleierfällen nieder. Das sind die wallenden Schleier jener schönen "weißen Frauen", die mit geisterhafter Hand das auf schwindligem Pfade niedersteigende Liebespaar schützend geleiteten zu dem Orte, wo allein es einen sicheren Hort für seine treue Liebe fand. Noch heutzutage heißt dieser gefährliche Steig der Spusagang.

Es soll zur Zeit der Reformation ein Brautpaar, namens Johannes Lampert und Elisabeth Sentin, von Seewis im Prätigau über diesen Felsensteig nach Brand gekommen sein. Beide wollten dem alten Glauben treu bleiben, ließen sich in der Heimat verkünden, flohen aber in der Nacht vor der Hochzeit über das Gebirge nach Brand, wo sie ihre Hochzeit hielten und seßhaft wurden. Da sie ohne Nachkommen starben, so erscheinen ihre Namen im Urbar der Pfarrkirche zu Brand unter den frommen Stiftern, jedoch ohne weitere Angabe.


Quelle: Die Sagen Vorarlbergs. Mit Beiträgen aus Liechtenstein, Franz Josef Vonbun, Nr. 113, Seite 107