DIE PFAFFENKELLERIN

In Gurtis geht ein Butz um, die Pfaffenkellerin. Sie hat ihre eigenen Wege und Stege. Meistens butzet sie an Tobeln, Bächen und Gräben. Ihr Leib hat die Gestalt einer Schaffreite (Küchenschrank) und an den Füßen trägt sie Roßeisen. Unter ihren Tritten erdröhnt die Erde, und wenn sie so geisterhaft herumtrabt, hört man ein Gellen und Schreien wie von kleinen Kindern, Füchsen oder Schweinlein. Es ist nicht geraten, ihrer zu spotten. Wie einer nachts beim Heimgehen ihr spöttisch "Pfaffenkellerin" nachruft, tut es einen Trab und einen Schrei hinter ihm, hockt ihm auf den Rücken, und er muß sich schier zu Tode tragen bis unter die Dachtraufe daheim. Am Morgen hatte er einen geschwollenen Kopf wie ein Immenkorb.


Quelle: Die Sagen Vorarlbergs. Mit Beiträgen aus Liechtenstein, Franz Josef Vonbun, Nr. 101, Seite 102