DIE HEIDENBURG IN GÄVIS

Das schöne Pfarrdorf Gävis (oder Göfis) hieß in alter Zeit Segavium, und in seiner Nähe soll das römische Clunia gestanden haben. - Von uralten Zeiten her erhielt sich im Munde des Volkes die Sage von einer Heidenburg, die südöstlich von Gävis auf einem frei stehenden Bergkegel lag. Von dieser Hochwarte konnte jeder, war er Rätier, Römer oder später ein Alemanne, den nahenden Feind von ferne sehen und seinen Weiterzug hemmen. Die früheren Bewohner dieser Burg sollen an gewissen Tagen in weißen Kleidern paarweise den "Heidenweg" herunter zu der großen Linde auf dem heutigen Kirchenplatz gekommen sein, ihren Göttern da geopfert und die Rückkehr über den "Lydaweg" genommen haben. Die Namen beider Wege, von denen der erste östlich, der andere westlich zur Burg führt, sind noch jetzt im Gebrauch.

Unter den Funden, die bei der Heidenburg zu verschiedenen Zeiten gemacht wurden, befindet sich auch eine Kupfermünze des Kaisers M. Claudius Tacitus (+ 276) mit der Umschrift: MP (d. i. iMPerator) G. M. Cl. Tacitus. Aug. Rev. MARTI PACIF.


Quelle: Die Sagen Vorarlbergs. Mit Beiträgen aus Liechtenstein, Franz Josef Vonbun, Nr. 93, Seite 98