313. Das Wildmännle auf der Alpe Zalim

Wildmännle waren kleine, weißbärtige Männlein; sie hatten schlechtes Häs [Hosen] an und Moos auf dem Hut. Sie halfen das Vieh hüten, kamen aber nie in das Gemach oder in den Scherm, sondern blieben vor dem Stafel auf einem Stein sitzen und aßen aus dem Milchnapf, den ihnen die Sennin hingestellt. Die Senninnen hatten oft Erbarmnis mit den kleinen Leuten. Auf der Alpe Zalim wollte sich eine Sennin ihrem Hirtlein recht gefällig zeigen und ließ ihm einen neuen Anzug machen. Als das Wildmännlein abends mit den Kühen kam und auf dem Stein neben der Milch das schöne Röcklein und die Hosen und das Brusttuch sah, lachte es und klatschte in die Hände, und als es gar den Rock probiert hatte und sah, daß er ihm gut stand, da rief es vor Freude:

"Bubele, Bubele, bubrecheta Ma,
daß i 's Bobele nümme hüete ka!"

hat das andere Häs unter den Arm genommen und ist fortgeblieben.

Quelle: Im Sagenwald, Neue Sagen aus Vorarlberg, Richard Beitl, 1953, Nr. 313, S. 180