238. Die vier Ratten

Im Kloster Valduna, das später eine Heilanstalt wurde, lebte eine Nonne, die hatte eine besondere Liebe zu den Tieren. Täglich kamen vier Ratten zu ihr in die Klosterküche und die Klosterfrau fütterte sie. Einer der Ratten band sie ein Glöcklein um den Hals. Diese Ratten kamen noch oft an Allerheiligen und den ändern heiligen Zeiten, als ihre Beschützerin längst nicht mehr unter den Lebenden weilte. Einmal sahen auch ein Klosterknecht und die Obermagd die vier Ratten daherkommen, schön eine hinter der ändern. Sie schlugen mit Knütteln darauf und als die sich nichts daraus zu machen schienen, wurde sogar auf die Tiere geschossen. Sie blieben aber unversehrt.

Da kam einmal der Bischof von Feldkirch, der schon lang von den geheimnisvollen Ratten im Kloster gehört hatte, auf Besuch nach Valduna. Er sagte zur Oberin: „Jetz moeß ma amol hinder d'Ratze!" und benedizierte sie sofort. Das hat geholfen. Die Ratten sah man nie mehr wieder.


Quelle: Im Sagenwald, Neue Sagen aus Vorarlberg, Richard Beitl, 1953, Nr. 238, S. 139