514 . Der Viehwidder

Ich hörte diese Erzählung um 1870 das erstemal von Lisa Martis Peter selbst. Den Maiensäß kann ich nicht mehr sicher angeben, doch meine ich, es war Gargellen.

Lisa Martis Peter in Schruns erzählte:

Wir Maisesleute kamen an den Abenden beim Heimgarten zusammen. Man sprach oft von Bützen. Ich glaubte nicht an diese Geschichten und einmal sagte ich: "Soviel Butz im Maises sind, sie können heute kommen!" Bald darauf verließ ich die Gesellschaft und suchte mein Nachtlager im Stall auf. Kaum hatte ich mich zur Ruhe gelegt, tat der Viehwidder einen Pfiff und einen Satz, und mich packte eine unsichtbare Hand mit unmenschlicher Gewalt, drückte, riß und quälte mich in unsäglicher Weise. In der Früh fand man mich mit hochgeschwollenem Kopf im Mistgraben liegen und ich bekam die hitzige Krankheit, von der ich erst nach Wochen genas.

Quelle: Im Sagenwald, Neue Sagen aus Vorarlberg, Richard Beitl, 1953, Nr. 514, S. 277